WEGE.


/Betrachtung./ Liebe C., es war unsinnig, mich und meinen Weg mit A. und seinem Weg zu vergleichen. Sein Weg ist ein ganz anderer, als meiner. Und ich liebe meinen Weg. Keine Sekunde lang würde ich mit ihm tauschen wollen. Ich bin doch nicht >BLÖD! Mit begegnen die tollsten Sachen auf meinem Weg. Manchmal kann ich sogar sehen, wo er hin führt. Das ist sehr schön. Aber es ist wie bei so einer Bergtour. Kennst Du das? Es gibt Momente, da kann man den Gipfel klar und deutlich sehen. Und man sieht auch ein Stück des Weges vor sich, von dem man annimmt, dass er dort hin führt. Denn “wissen” tun wir das nicht. Bestenfalls “hoffen” wir es. Vielleicht müssen wir da auch einfach nur blind “vertrauen”? Keine Ahnung. Aber was machst Du dann, wenn eine Abzweigung kommt? Natürlich weit und breit kein Schild?!?? Immerhin… die Tatsache, dass da ein “Weg” ist, beweist, dass schon andere hier unterwegs waren. So ein Weg stärkt Dein >VERTRAUEN, dass Du schon irgendwann, irgendwo ankommen wirst. Vielleicht nicht auf dem Gipfel, auf den Du ursprünglich hinauf wolltest. Aber ist das überhaupt wichtig? Ich meine – Bist Du erst einmal oben, dann sieht doch sowieso alles ganz anders aus, als von unten. Und hättest Du nicht Deine Karte, wo die Namen aller Gipfel eingezeichnet sind, dann wüsstest Du doch niemals, ob der Gipfel, auf dem Du stehst, auch wirklich derselbe ist, wie der, auf den Du rauf wolltest, als Du Dich unten auf den Weg gemacht hast, oder? Und was ich jedenfalls damit sagen wollte, ist dies: dass es ganz egal ist, auf welchem Weg Du gehst. Hauptsache, es ist ein Weg. So ein Weg bietet Orientierung, Zuversicht. Und es muss gar nicht der “richtige” sein. Und dann könnte man doch einfach sagen – okay… Auch wenn der Weg noch so klein ist: ich bleibe mal auf diesem Weg. Wenigstens ist das mal ein Weg. Und dann kann ich nie ganz verloren gehen. Das trifft die aktuelle Lage vielleicht ganz gut. Es gibt Phasen, da bin ich wochenlang unterwegs, ohne einen einzigen Menschen zu sehen. Und die glücklichsten Momente sind die, wenn mir jemand entgegen kommt. Dann kann ich mal fragen, wie weit es noch ist…

Was ich mit dem Zitieren von A.’s Weg meinte, war auch gar nicht dies: dass er einen “leichteren”, “schöneren” Weg hätte, als ich. Aber  ich hätte gerne Weggefährten. Menschen, die dasselbe Ziel haben, wie ich. Dann wäre vieles leichter, glaube ich. Aber dazu müssten wir voneinander wissen. Und das tun wir nicht. Und das wiederum hängt sicher damit zusammen, dass sich dieses “Ziel” so schwer benennen lässt. Wie soll es denn heißen? Und bitte… Wenn Du Dich von einem “Ziel” leiten lässt, dessen Namen Du noch nicht einmal kennst… Wo soll das denn hin führen?

Na also.

Neulich einmal habe ich mich total im Unterholz verfranst. Und jetzt, wo ich so darüber nachdenke, weiss ich auch, warum:

Ich gehe da auf meinem klitzekleinen Weglein so gut gelaunt vor mich hin und dann sehe ich – so durch das Gebüsch hindurch schimmern – eine schöne, breite Straße. Zwar nicht geteert. Aber immerhin: befahrbar. Da kommt bestimmt irgendwann ein Ort, denke ich. Mit einer schönen Wirtschaft. Eine Dusche… ein feines Essen… Menschen… Na und dann verlasse ich mein kleines Weglein und gehe so quer durchs Unterholz darauf zu und plötzlich merke ich, dass ich mich getäuscht habe. Dass da gar keine Straße ist. Und dann stehe ich da. Mitten im Wald. Und dann habe ich meine liebe Mühe, mein kleines Weglein wieder zu finden, verstehst Du? Hätte ich es nicht verlassen, dann wäre ich bestimmt auch auf einen größeren Weg gekommen. Früher oder später. Und dann auf einen noch größeren. Ich wäre in eine Ortschaft gekommen mit einer Wirtschaft. Und da wäre ich rein gegangen und hätte mich irgendwo mit an den Tisch gesetzt. Und dann hätte ich erzählt, wo ich her komme und welchen Weg ich gegangen bin. Und ich wette, man hätte mich mit großen Augen angestarrt und gesagt:

“Mei… Des hättst aba a einfacha ham kena. Do drübn fahrt da Bus…”

;-)

Herzlich,
Deine K.

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