Februar, 2014

UTOPIE.

/Querverbindung./ Lieber T, ich habe den Begriff der “Utopie” bei Foucault gegoogelt und bin dabei auf einen sehr interessante Beschreibung des Spiegels gestoßen. Erinnerst Du Dich, als ich Dich vor Jahren einmal um einen Spiegel gebeten hatte?

Im Spiegel jedenfalls sieht Foucault eine merkwürdige Gleichzeitigkeit von Utopie und Heterotypie. Eine Art “Zwischenraum”. Einen Ort wischen dem gesellschaftlichen Off der Utopie und einer modellhaft verwirklichten Utopie innerhalb der Schutzwände eines Museums, den er “Heterotypie” nennt.

“Der Spiegel ist nämlich eine Utopie, sofern er ein Ort ohne Ort ist. Im Spiegel sehe ich mich da, wo ich nicht bin: in einem unwirklichen Raum, der sich virtuell hinter der Oberfläche auftut; ich bin dort, wo ich nicht bin, eine Art Schatten, der mir meine eigene Sichtbarkeit gibt, der mich mich erblicken läßt, wo ich abwesend bin: Utopie des Spiegels. Aber der Spiegel ist auch eine Heterotopie, insofern er wirklich existiert und insofern er mich auf den Platz zurückschickt, den ich wirklich einnehme; vom Spiegel aus entdecke ich mich als abwesend auf dem Platz, wo ich bin, da ich mich dort sehe; von diesem Blick aus, der sich auf mich richtet, und aus der Tiefe dieses virtuellen Raumes hinter dem Glas kehre ich zu mir zurück und beginne meine Augen wieder auf mich zu richten und mich da wieder einzufinden, wo ich bin. Der Spiegel funktioniert als eine Heterotopie in dem Sinn, daß er den Platz, den ich einnehme, wahrend ich mich im Glas erblicke, ganz wirklich macht und mit dem ganzen Umraum verbindet, und daß er ihn zugleich ganz unwirklich macht, da er nur über den virtuellen Punkt dort wahrzunehmen ist.”

aus: MICHEL FOUCAULT, “Andere Räume.”, S. 38, 39 in: Barck, Karlheinz u.a. (Hg.), Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig 1992.

 

Interessant, nicht?

 

Bis gleich.
K.