Mai, 2011

BLEIWÜSTE.

/Putzfrauentest./ Hallo C.! Bitte nicht wundern, aber dieser Brief kommt jetzt bewusst als Link daher, weil es wichtig ist, dass Du als Testperson einmal denselben Bedingungen  ausgesetzt wirst, wie es die Besucher dieses Blogs sind. Damit Du einmal life erlebst, wie dieser Blog funktioniert. Wie er tickt. Und das geht schon einmal damit los, dass Du hier ganz persönlich angesprochen wirst. In Bezug auf ein Thema, das zwischen uns gerade aktuell ist. Und das interessiert Dich jetzt doch, C. oder? ———– Oder C.??? ———————-

Also hoffe ich doch… Und dass es vielleicht außer Dir keinen Menschen auf der Welt interessiert, betrachte ich nicht als mein Problem. Nicht jetzt. Ich schreibe hier nicht, um von >GOTT und der Welt gelesen zu werden. Ich schreibe hier, um von Dir gelesen zu werden. Weil ich möchte, dass Du verstehst, was ich hier tue. Damit Du mir, wenn ich es plötzlich selber nicht mehr weiß, wieder auf die Sprünge helfen kannst. Mir geht es ja manchmal selber so, dass ich nicht verstehe, was ich hier tue, verstehst Du? Und da brauche ich dringend jemanden, der das versteht und der es mir dann wieder sagt.  Und wen das alles nicht interessiert, der soll doch bitte einfach aufhören zu lesen, ja? Ich kann das gut verstehen. Ich bin da auch nicht beleidigt. Oder er soll gucken, ob er unter >INHALT irgendetwas Interessanteres findet. Was ich übrigens nicht glaube. Und wenn er dann beim Öffnen einer Seite fest stellt – Oh Gott… Bleiwüste! Hilfe. Schnell weg hier… Dann war das sicher eine kluge Entscheidung. Soll ich ihn jetzt daran hindern, abzuhauen, indem ich die Bleiwüste für ihn interessanter gestalte? Etwas abwechslungsreicher vielleicht? Oder bunter? Schriller? Lustiger? Meinst Du wirklich, das wird ihn dazu bewegen, zu bleiben?

Siehst Du? Und jetzt kommt das Tolle an so einem Blog: Das Abwechslungsreiche, Bunte, Schrille, Lustige ist nur einen Klick weit von hier entfernt. >HIER. Bitteschön! Es dauert allerdings einen kleinen Moment, bis der Film so richtig ab geht… Ja meinst Du denn, ich reiße mir hier ein Bein aus, um so etwas Schönes nachzustellen? Denk doch mal an die Kosten! Die Models…. die Stylisten… ein Kamerateam brauchen wir auch. Und alle per Businessclass nach San Francisco eingeflogen… Also ne. Das kann es doch nicht sein. Übrigens… Falls Du noch ein paar schöne links hast, dann schick sie mir doch bitte. Und dann setze ich die hier ein. Ansonsten betrachte ich diesen Blog als idealen Ort, um sich einmal von der Welt da draußen zu erholen. Glaub mir C.. Es braucht auch eine Wüste in unserer Welt. Wir müssen sie schützen. Denn Wüsten sind Schutzräume. Rückzugsorte. Die letzten, die wir vielleicht noch auf diesem Planeten haben. Und wer weiß, wie lange noch. Ich glaube, ich liebe die Wüste…

Außerdem braucht es sie machmal. Die Wüste, meine ich. Denk doch mal an die Bibel. Noch so eine Wüste. Und noch dazu auf Dünndruckpapier! Und weißt Du, was mir gerade einfällt? Diese Mappe, die ich einmal an Deutschlands Top Kreativagenturen als Bewerbung geschickt hatte. Da war es nämlich ähnlich, wie hier. Damals überlegte ich fieberhaft, womit ich die Typen noch vom Hocker reißen könnte… Die haben doch alles schon gesehen, dachte ich mir. Die haben fest angestelltes Personal zum Öffnen der Bewerbungsschreiben. Jeden Tag landen hundert Bewerbungsschreiben auf dem Tisch. Okay… vielleicht nur fünfzig. Und überhaupt. Die haben alles. Ruhm… Ehre… die tollsten Jobs… Kontakte… Und ich hatte nichts. Keinen Ruhm, keine Ehre, keinen Job und erst recht keine Kontakte in der Werbeszene. Nur ein paar Arbeitsproben in der Mappe, mit denen ich bestenfalls hätte belegen konnte, dass ich bereits in der Werbung gearbeitet hatte… Und mein kleines Schreibtalent. Das hatte ich auch noch. Ein paar Vorstellungsgespräche hatte ich auch schon hinter mir. Und da ging es mir höllisch auf die Nerven, dass diese Leute beim Durchblättern meiner Mappe immer nur Augen für die Grafik hatten. Weil sie schlicht und ergreifend zu faul waren zum Lesen. Und das kann für einen Texter auf Jobsuche schon frustrierend sein. Außerdem… Wozu brauchen die eigentlich einen Texter, fragte ich mich? Glauben die, dass es ihrer Zielgruppe anders geht wie ihnen? Wozu überhaupt Copytexte? Wer soll die denn bitte lesen??!? Den Beweis dafür konnte ich mir bei jedem Vorstellungsgespräch abholen… Und dann habe ich eine fürchterliche Wut bekommen. Und in meiner Wut habe ich alle Arbeitsproben aus meiner Mappe raus geworfen und mit 20 Seiten Text gefüllt. 20 Seiten Bleiwüste. In der Times New Roman 11 Punkt gesetzt. Keine Farben, keine Hervorhebungen, keine Absätze, keine Leerzeilen, nur Sprache und Satzzeichen. Und damit schickte ich die Herren Kreativdirektoren in die Wüste. Mal sehen, ob sie das lesen, dachte ich mir. Und siehe da, sie taten es…

Bist Du noch da, C.?

;-)

K.