DINGE.
/Vermittlungsversuch./ M.! Die Ausstellung in S. ist für mich unmittelbarer Ausdruck des ignatianischen „Gott in allen Dingen.“ Es geht dabei nicht um diese „Dinge“. Diese könnten alles Mögliche sein. Ein Turnschuh, eine Kaffetasse oder ein Kunstwerk … Es geht um unsere Art der Bezugnahme. Diese Art und Weise unserer Bezugnahme macht sie zu etwas Besonderem, etwas Wertvollem, etwas Schönem. Es entsteht ein Resonanzraum, der ein geistiger ist. Dass ich mir die Mühe gemacht habe, diese Dinge anzuschauen, sie zu „sehen“ und sie anzuordnen, zueinander in Beziehung zu setzen … Das ist eine Form der Zuwendung. Meine „Kunst“ – oder nennen wir es lieber etwas bescheidener – mein „künstlerisches Tun“ ist eine Form der Zuwendung. Und die Frage ist für mich – war und ist nicht jede Kunst immer schon nichts anderes, als eine Form der Zuwendung? Eine Form der Bezugnahme, der Beziehung? Ich denke, das ist es, was Platon meinte, als er sagte – „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Er stellt da eine Beziehung her zwischen dem Betrachter und dem Objekt seiner Betrachtung. Was das ist, ist eigentlich völlig wurscht. Das ästhetische Moment liegt in dieser Beziehung!
Es gibt eine sehr schöne Arbeit von Ilya Kabakov. Ein russischer Künstler, den ich sehr liebe … Er hat eine wunderbare Installation zu diesem Thema gemacht, die von der Zeichnung einer AMEISE ihren Ausgang nimmt. Es ist diese Zeichnung – die übrigens maximal nüchtern und sachlich ist – der er sich zuwendet, die er „sieht“, könnte man sagen. Aus dieser Zuwendung entsteht sein Werk!
Warum ich mir die Mühe mache, Dir das alles zu erzählen, wirst Du Dich vielleicht fragen?
Weil ich glaube, dass in diesem „Paradigmenwechsel“ unser Nichtzusammen- kommen, unsere Differenz legt. Mich interessiert nicht das „Ding“, sondern die Art und Weise meiner Bezugnahme darauf. Natürlich kann ich auch zu einem Kunstwerk in Beziehung gehen. Aber ich ziehe einen Turnschuh vor. Weil man da weniger Gefahr läuft, die Beziehung mit dem Ding zu verwechseln!
Kannst Du das verstehen?
K.