IMAGING.

Bilder: >Stefan Sagmeister

/Mitteilung./ Lieber M., es gibt im Grunde genommen zwei Themen, die mich interessieren. Das eine betrifft Vorstellungen oder “innere Bilder” und das andere “Image” oder anders gesagt: Bilder, die sich andere von uns machen.

Bei dem ersten Thema ginge es darum, eine >VORSTELLUNG mit der Wirklichkeit in Beziehung zu bringen und das hiesse: das Bild, von dem ich Dir bereits in einem früheren Brief geschrieben habe, zu v-e-r-w-i-k-l-i-c-h-e-n. Ja. Im wahrsten Sinne des >WORTES. Ich möchte dieses Bild gerne auf die Bühne der Wirklichkeit bringen. Zusammen mit den Gästen deines Salons. Also aus vielen Vorstellungen eine gemeinsame Wirklichkeit schaffen. Und da ist natürlich die Frage, ob das überhaupt geht? Oder generieren wir damit nur ein weiteres “Bild”?

Bei dem zweiten Thema möchte ich gerne die >FIGUR des Friedrich Liechtenstein vorstellen und mit einer Arbeit von Marina Abramovic aus den siebziger Jahren in Verbindung bringen. “Rhythm 0″, 1974. Es gibt ein >VIDEO, wo sie davon erzählt und darin eine Stelle, die mich tief berührt hat. Sie beschreibt darin das Ende der >VORSTELLUNG – und da haben wir wieder dieses Wort! Jedenfalls… Nach sechs Stunden knallharter Konfrontation mit dem “Objekt” der Künstlerin, bei der sie Marina fast umgebracht hätten, um zu sehen, ob sie auch “echt” ist, hatten es die Leute sehr eilig, nach Hause zu kommen. Weil sie es nicht ertragen konnten, mit der Person konfrontiert zu werden, wie Marina sagt:

“After 6 hours, it was about two in the morning, the gallerist come and say `the performance is over´. I start moving. I start being myself. Because I was there like a puppet, just for them. At that moment everybodey run away. People could not actually confront me as a person.”

Diese Differenz – eine Differenz zwischen dem Image des Künstlers, also dem Bild, das sich die Leute von dem Künstler “machen” im wahrsten Sinne des Wortes, wie so Holzschnitzer, und der tatsächlichen Person aus Fleisch und Blut – interessiert mich sehr und diese Differenz möchte ich gerne ins Gespräch bringen. Dahinter steht für mich die Frage, ob wir unserem eigenen Image jemals entkommen können oder ob es an uns klebt, wie ein Schatten. Anders gesagt:

Haben wir jemals die Chance, einfach nur zu >SEIN?

Bitte sag’ mir rechtzeitig Bescheid, ob und wann Du das einbauen möchtest. Damit ich mich vorbereiten kann!

Herzliche Grüße
K.

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