FÜRSPRECHER.

/Gedankenaustausch./ Liebe S., ”Fürsprecher” oder “Mentoren” sind sehr wichtige Helfer bei der Suche nach seinem Platz im Markt, im Leben. Du selbst hast Dich in Deinem Brief an Prof. E. als Fürsprecherin betätigt. Und es hat mich sehr gefreut, was Du da geschrieben hast!

Weisst Du? Ich glaube, die größte Schwierigkeit bei der Selbstvermarktung ist es, sich selbst zu “sehen”. Es braucht dazu andere. Durch die Distanz, die sie zu mir einnehmen, haben sie ein viel klareres und vielleicht auch zielgerichteteres Bild von mir. Man kann sich das ganz plastisch vorstellen: Je näher ich an eine Sache heran gehe, desto “abstruser” wird sie für mich. Und so ist es auch mit unserem Bild von uns selbst, unserem “Selbstbild”. Wir haben keine Distanz dazu. Gerade als Künstler. Wehe, wir fangen an, dieses Bild anderen zu beschreiben… Da ist es besser, wir beschreiben unser Bild von anderen und überlassen es anderen, ihr Bild von uns zu beschreiben. Diese Form der gegenseitigen Mentorschaft könnte man sehr gut einmal in einem Workshop durchspielen. In der Folge könnte man die Studenten auch dazu einladen, ihre persönliche Mentorfigur zu entwickeln. Eine Puppe vielleicht. Und diese Puppe hätte den Auftrag, einen zu “sehen” und einem spielerisch dabei zu helfen, seinen ureigenen Platz im Markt, im Leben zu finden.

Es gibt einen Satz von Virginia Satir, der mir in diesem Zusammenhang einfällt und den ich sehr liebe. Weil er >KOMMUNIKATION als eine Form der gegenseitigen Mentorschaft beschreibt…

“Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemanden empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung.”

Was meinst Du dazu?

Lieben Gruß aus München,
K.

Ein Kommentar zu “FÜRSPRECHER.

  1. Susanna Poldauf

    Liebe Katalin,

    ich finde dieses altmodische Wort „Fürsprecher“ gut, das Du verwendest. Es hat mich an gleichnamige sehr kurze Erzählung von Franz Kafka erinnert, in der der Ich-Erzähler auf der Suche nach „Fürsprechern“ durch ein Gerichtsgebäude o.ä. irrt. „Weil ich überall einen Fürsprecher suchte, überall ist er nötig, ja man braucht ihn weniger bei Gericht als anderswo…“ – heißt es bei Kafka, und an anderer Stelle „ich sammle Fürsprecher“.
    Ich glaube auch, dass jeder in seinem Leben in Situationen kommt, in denen er einen Fürsprecher braucht. Das „Fürsprecher-Prinzip“ auch bewußt für die Selbstvermarktung zu nutzen, scheint mir interessant, insofern man es als eine spielerische Möglichkeit betrachtet, mit der Selbstvermarktung umzugehen. Die Puppenspieler hätten da ja mit ihren Puppen einen besonders guten Fürsprecher in der Hand, den sie ganz auf sich einschwören könnten. Also, mich würde so eine Versuchsanordnung in Form eines Workshops oder auch eines künstlerischen Projektes sehr interessieren. Lass uns unbedingt weiter gemeinsam in diese Richtung denken! Vielleicht kann man dem „Markt“ (was genau ist eigentlich dieser scheinbar alles bestimmende Markt?) ein Schnippchen schlagen?

    Herzliche Grüße aus Berlin
    von
    Susanna

    P.S. Schönes Zitat von Virginia Satir! Letztlich ist ja bei Beziehungen zwischen Menschen die “echte Kommunikation“ meist der Schlüssel, so ist jedenfalls auch meine Erfahrung….

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