SALES.

/Mitteilung./ Liebe E., heute morgen hat unser gestriges Gespräch noch einmal in mir gearbeitet. Und wie…

Warum ich mich tatsächlich gar nicht verkaufen “will”… Das hast Du ganz richtig erkannt. Ich musste in diesem Zusammenhang die ganze Zeit an eine Arbeit denken, die ich vor Jahren einmal gemacht hatte, um mich bei Werbeagenturen als Texterin zu bewerben. Es war ein Leporello mit schwarz-weiss-Kopien einiger Fotos von >CINDY CRAWFORD. Wunderschöne Strandszenen. Eigentlich nur 4 Aufnahmen, die aber in meinem Leporello mehrfach hintereinander gehängt waren und auf diese Weise einen loop erzeugten…

Ich liebe diese Bilder. Und ich kann mich noch gut erinnern, wie fasziniert ich von ihnen war, als ich sie damals, in dieser Situation des “Sichbewerbenmüssens” in einem Lifestyle Magazin entdeckte. Ich war voller Bewunderung für diese Frau und wie sie es fertig brachte, “sich” zu >VERKAUFEN. Sie gab einfach alles. Ohne “sich”, ihr “Selbst”, ihre “Seele”, ihr “Herz” oder wie immer man das nennen mag, in irgendeiner Weise damit weg zu geben. Das nämlich behielt sie bei sich. Und das war ihre große Kunst. Ihre Kraft. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: gerade indem sie sich “verkaufte”, schützte sie sich. Und jedenfalls sah ich damals diese Bilder und dachte mir: das ist es. Ich brauche Cindy als Partner. Mit ihr an meiner Seite würde ich es schaffen, “mich” als Texterin zu verkaufen…

Also machte ich Kopien von diesen Fotos, hängte die Blätter aneinander und schrieb dazu meinen Bewerbungstext. Ziemlich wenige und nüchterne Worte. Aber in Verbindung mit den Bildern von Cindy knallten sie wie Schweizer Kracher an einem verschlafenen Neujahrsmorgen. Weil man die Bewerberin mit dieser tollen Frau auf den Fotos assoziierte… Ich selbst war damit natürlich fein raus. Die Hauptarbeit bei diesem Job hatte schließlich sie für mich gemacht…

Warum ich Dir das alles erzähle, liebe E.?

Weil es mit meinem Plan für das kommende Jahr zu tun hat. Mit meinem Wunsch und der Freiheit, die ich mir geben möchte, mich nicht verkaufen zu müssen. Ich sei im Markt gar nicht präsent, sagtest Du gestern Abend. So ist es, liebe E.. Und so soll es auch sein. Ich bin “unsichtbar”. Die leere Sprechblase… Und auch wenn ich es auch noch nicht präziser fassen kann, aber ich spüre doch sehr deutlich: mein Angebot ist ein anderes. Um es zu entwickeln, um es sichtbar zu machen, brauche ich Zeit. Und die möchte ich mir mit diesem verkaufsfreien Jahr geben. Vielleicht nenne ich es sogar “SALES”, fällt mir gerade ein. “Ausverkauf”…

Und dabei geht es mir auch gar nicht um “charity”. Das war vielleicht etwas irreführend in meiner Darstellung gestern. Ich denke, es geht einfach darum, zu “geben”, was man zu geben hat. Unabhängig davon, ob man dafür bezahlt wird. Und dass das, was ich “gebe”, vielleicht in erster Linie Aufmerksamkeit oder Gespräche oder Ideen oder Briefe oder tweets sind, hängt vielleicht eher damit zusammen, dass es das ist, was ich momentan zu geben “habe”, verstehst Du? Ebenso gut könnte ich auch im Haneberghaus Essen ausgeben. Oder in der Bürogemeinschaft kehren. Und es geht mir auch gar nicht darum, dass es “umsonst” sein soll, was ich gebe. Ich möchte nur andere von der Pflicht entbinden, auch mir dafür etwas geben zu müssen. Ich möchte, dass andere im wahrsten Sinne des Wortes, “frei” sind, mir etwas zu geben oder nicht zu geben. Weil das ein völlig anderes Setting ist. Und weil es dieses >SETTING ist, das mich interessiert, verstehst Du?

Ich möchte damit anderen dieselbe Freiheit geben, die ich mir auch für mich raus nehme: nämlich die Freiheit, zu geben. Nicht die Verpflichtung. Und das ist ein Riesen Unterschied.

Ich weiss nicht, ob Du verstehst, was ich meine?

 

Herzlich,
K.

3 Kommentare zu “SALES.

  1. Katalin

    Leider hat mir mein Anwalt verboten, die Bilder von Cindy in meinen Blog zu stellen. Was für ein Jammer. Es sei denn, Cindy würde es mir erlauben… Die Frage ist in diesem Kontext natürlich hochgradig amüsant. Erlaubt sie es mir? Und wenn ja, einfach so? Oder muss ich dafür bezahlen? Wenn ja, wie viel? Ein spannendes SALES-Thema. In jedem Fall werde ich sie fragen. Und dann hier davon berichten…

  2. Katalin

    “Verkaufe” ich mich hier?

  3. Katalin

    Ich kann keine Adresse von Cindy Crawford finden. Und auf mein tweet hat sie nicht geantwortet. Hm…

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