WICHTIG.

/Gedankenaustausch./ Das mit diesem “wichtigen” Freund, liebe G. … Ich kenne diesen Schmerz. Ich finde es manchmal ganz schrecklich, nicht “wichtig” zu sein. Weil einem damit die >LEGITIMATION für die eigene Arbeit entzogen wird. Weil man in der Folge für seine Arbeit kein Geld verdient. Weil die Arbeit damit wertlos ist. Wäre man “wichtig”, dann hätte man die Legitimation der Gesellschaft, seine Arbeit zu machen. So aber ist man ein armer Tropf, der irgendeiner zwanghaften Obsession erliegt. Oder noch schlimmer: einem teuren Hobby frönt. Das Problem kulminiert in diesem mörderischen Satz…

Machst Du das beruflich oder arbeitest Du “nur” für Dich?

Gestern, auf dem Heimweg von der Dult, fiel mir eine Pflanze auf. Ein Unkraut, das an einer bestimmten Stelle an einer Hauswand immer um diese Jahreszeit blüht. Es sah wie “Waldmeister” aus und ich beugte mich herunter, um das Kraut näher zu betrachten. Wunderschöne ellipsenförmige Blätter hatte es. Gleichmäßig um eine gedachte Mitte herum angeordnet. Ich zerrieb ein Blatt zwischen meinen Fingern, um daran zu riechen. Dann warf ich es weg und ging weiter. Es roch nach Gras. Und es war X., der mir mit einer Blüte in der Hand hinterher gerannt kam. “Schau mal, Mama… Da ist so ein Kreuz in der Mitte”, rief er. Und in der Tat…

War das nicht bemerkenswert? “Wichtig”? Auch wenn diese Pflanze offenbar zu nichts zu “gebrauchen” war? Obwohl sie ganz offensichtlich keinem anderen Zweck diente, als von X. entdeckt und in der Folge von mir gesehen und bewundert zu werden?

Und dann frage ich mich… hätte diese Pflanze nicht irgendetwas dazu beitragen können, um gesehen zu werden? Hätte sie sich nicht einmal ein bisschen “wichtig” machen können?

Ich denke, nein. Alles, was sie tun konnte, war: schön und besonders zu sein. Sich selbst “wichtig” zu nehmen. Es sich erlauben, zu “sein”.

Und diese Erlaubnis hat sie ja nicht von mir…

;-)

K.

Ein Kommentar zu “WICHTIG.

  1. Joachim Trapp

    Die Begebenheit ließ mich an Angelus Silesius denken, seinen Cherubinischen Wandersmann, Buch 1, 289:

    Die Ros’ ist ohn warumb
    sie blühet weil sie blühet
    Sie achtt nicht jhrer selbst
    fragt nicht ob man sie sihet.

    Es gab wenige Momente in meinem Leben, da öffnete sich mir durch diese Verse hindurch eine ungeheure Tiefe des Lebens.

    J.

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