SPRECHWERKZEUGE.

/Gedankenaustausch./ Liebe G. und lieber S., es gibt einen roten Faden in meinem “bunten Bündel”, auf den ich doch noch einmal zu sprechen kommen möchte. Weil es mir tatsächlich sehr wichtig ist. Die Frage, was das „Coaching“ mit “Markenentwicklung” zu tun hat. Und wo es an seine Grenzen stößt. Ich glaube, dazu muss man zunächst einmal verstehen, was eine „Marke“ ist.

Man stellt sich ja immer vor, eine „Marke“ sei etwas „Aufgesetztes“. Etwas, das man einem mehr oder weniger belanglosen, austauschbaren Produkt irgendwie „drüber stülpt“. Damit es sich von anderen seiner Art unterscheidet. Damit es sich abhebt von der Masse. Damit es „gesehen“ und „gekauft“ wird. Und all das betrifft natürlich nicht nur „Produkte“. Es betrifft auch „Menschen“ und „Unternehmen“. In ihrer Eigenschaft, „Produkt“ zu sein. In ihrer Eigenschaft, „sich“ zu vermarkten, zu verkaufen. In Wirklichkeit ist es natürlich nicht dasselbe. Aber ich tue hier mal so. Um besser zu verstehen, worum es eigentlich geht. Der Einfachheit halber spreche ich also von „Produkten“, wenn ich von „Menschen“ und ihren „Dienstleistungen“ spreche. Oder von „Unternehmen“ und ihrem „Angebot“.

Jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass es mit einer Marke genau umgekehrt ist. Dass es nicht darum geht, einem austauschbaren Produkt etwas Einzigartiges von außen drüberzustülpen, sondern darum, etwas Einzigartiges, das bereits in seinem Inneren angelegt ist, nach außen zu bringen. Jedes Produkt trägt seinen Markenkern in sich. Und bei einer Markenentwicklung geht es darum, diesen „inneren Kern“ zum Vorschein zu holen. Ihn sichtbar zu machen. Ihn ins Gespräch zu bringen. Und dazu reicht es in der Regel, diesen Markenkern mit einem „Sprechwerkzeug“ auszustatten. Manchmal frage ich mich, wie es in unseren Supermärkten aussehen würde, wenn unsere Produkte „sprechen“ könnten. Wir tun ja immer so, als gäbe es keine anderen Sprechwerkzeuge, als informationsbeladene Verpackungen, nervige Banner und öde Flyer, die kein Mensch liest…

Das klassische >COACHING jedenfalls beschäftigt sich zwar schon mit der Frage, was denn der Markenkern eines Produktes sein könnte. Und wie man ihn zum Vorschein bringen könnte. Ich finde all das auch sehr, sehr wichtig. Aber was nützt es dem Produkt, seinen Markenkern zu kennen, ihn möglicherweise auch noch sichtbar zu machen, wenn es keine Sprech- werkzeuge hat? Wenn es buchstäblich „sprachlos“ ist? Wenn es zwar von seinem Coach gesehen und gehört wird, aber nicht von der Welt, in die es geworfen ist? Wo es dann zusehen muss, wie es da überlebt?

Ich meine, das ist ein echtes >PROBLEM. Und es wird total unterschätzt. Mehr noch. Zu glauben, man könne eine Marke völlig unabhängig von ihren Sprechwerkzeugen entwickeln, ist eine komplette Fehleinschätzung der Lage… Eine Marke kann sich erst im Dialog mir der Welt, auf die sie ja angewiesen ist, entwickeln. Und wie bitte soll sie das machen, wenn sie nicht „sprechen“ kann? Weil sie dafür kein Werkzeug hat? Oder weil die Standard Werkzeuge (Verpackung, Banner, Flyer) für ihre vielleicht etwas ungewöhnliche Botschaft nicht geeignet sind? Dann hat sie ein echtes Problem, die Ärmste. Und ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten: die meisten Marken sitzen deshalb bei einem Coach, weil sie keine Sprechwerkzeuge haben. Und da können sie lange sitzen…

Versteht Ihr, was ich meine?

Ich meine: hätten diese Marken geeignete Sprechwerkzeuge, dann wäre die Welt, das Leben oder von mir aus der Supermarkt ihr Coach. Und mit alledem hat natürlich auch dieser Blog zu tun. Er ist mein Sprechwerkzeug. Endlich habe ich mal ein gescheites Werkzeug!

Uff…

 

Danke für den schönen Abend!

K.

2 Kommentare zu “SPRECHWERKZEUGE.

  1. S.

    ‘Der Einfachheit halber spreche ich also von „Produkten“, wenn ich von „Menschen“ und ihren „Dienstleistungen“ spreche. ‘
    Diese Einfachheit scheint mir allerdings gefährlich, denn führt diese Gleichsetzung Mensch+Dienstleistung=Produkt nicht ganz schnell zum Menschenmaterial?Entsprechend denke ich auch, dass nicht die sprachlosen Marken beim Coach sitzen, sondern Menschen, die vermutlich auch etwas sagen. Aber ich mag mich irren, denn schliesslich weiss ich nicht, was da so alles auf den Couchs der Coachs herumsitzt.

  2. Katalin

    Ich möchte damit nicht sagen, dass Menschen Produkte sind. Ich möchte damit sagen, dass sie auf dem Arbeitsmarkt, “wie” Produkte gehandelt werden. Das ist eine Metapher, ein Vergleich, die sich in unserer Sprechweise wiederspiegelt. Man sagt solche Dinge wie “Du musst Dich verkaufen”. Oder “Der Sowieso kann sich halt gut verkaufen”. Das ist so, als würde man “sich selbst” ein Preisschild umhängen und an der Kasse aufs Fließband legen… In Wirklichkeit verkauft man eine (Dienst)leistung.

    Kompliziert wird es aber dann, wenn man merkt, dass es nicht “nur” die (Dienst)leistung ist, die zum Verkauf ansteht. Sondern beispielsweise das Aussehen, die Kleidung, das Auftreten, das soziale Umfeld etc.

    Ich glaube, es gibt eine ganze Menge Menschen, die ganz tolle Dinge machen können, und es aber nicht schaffen, andere davon zu überzeugen. Nur weil sie beispielsweise “schlecht” angezogen sind. Alles “Dinge”, die mehr zu meinem Menschsein gehören, als zu meiner (Dienst)leistung, für die ich doch eigentlich bezahlt werde.

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