BEUYS.

/Gedankenaustausch./ Kräftiges Rot ohne Blau könnte ich mir vorstellen, liebe S.. Ich schicke Dir das Bild. Dann kannst Du es mal so bearbeiten, wie Du es gerne hättest!

Übrigens… das mit der “ästhetischen Durchdringung” war ein tolles Wort, das Du da neulich irgendwo geschrieben hast. Ich wünschte, das stünde so in irgendeinem Kommentar in meinem Blog…

;-)

Weißt Du? Mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass der Blog, wie auch mein Beruf, ein durch und durch künstlerisches Anliegen ist. Es geht hier gar nicht um “Werbung” oder “Kommunikation”. Es geht um “ästhetische Beziehungen”. Um eine “ästhetische Durchdringung unserer gesamten Geschäftswelt” könnte man sagen. Alles ist hier Beziehung. Und es liegt an uns, sie so zu gestalten, dass es Sinn macht. Freude. Und dass es dem Leben dient. Dem Leben aller, könnte man sagen.

Heute morgen habe ich in der Vita von Joseph Beuys gelesen und dabei wieder einmal gemerkt, wie verbunden ich ihm und seinen Ideen, seinem Denken bin. Wusstest Du, dass er in den 70-er Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtet hat? Man hat ihn da raus geworfen, weil er alle (!) von der Prüfungskommission abgelehnten Studenten in seine Klasse aufgenommen hat. Ist das nicht genial? Und so kam es dann, dass er plötzlich über 400 Studenten in der Klasse hatte! Aufnahmeverfahren und künstlerische Eignungsnachweise in Form von Mappenpräsentationen lehnte er ab. Wie auch jede andere Art von Leistungsnachweis. Er wollte keine Leistungsgesellschaft. Er wollte auch keine Wettbewerbsgesellschaft. Er wollte eine partizipative Gesellschaft! Und das hat er mit jeder Zelle seines Körpers g-e-l-e-b-t, der Gute.

Mann, Mann, Mann… Ich liebe diesen Kerl!

Und jetzt verstehe ich plötzlich auch, was er meinte, wenn er sagte “Jeder Mensch ist ein Künstler”. Er meinte nämlich nicht, wie es ihm immer ausgelegt wird: dass jeder von uns das Zeug zu einem Künstler hat und somit seinen Beruf jederzeit gegen den Beruf eines Künstlers eintauschen könnte. Ich glaube, er meinte damit: jeder Bäcker oder Anwalt oder Lehrer oder Priester oder Werber ist in dem Moment ein Künstler, wenn er sich, sein Leben und seine Anlagen, dafür einsetzt, das Leben, die Gesellschaft, die Verhältnisse, in denen er lebt, zu g-e-s-t-a-l-t-e-n. Er wünschte sich eine ästhetische Durchdringung der gesamten Gesellschaft. Und er war der Meinung, jeder könne gestaltend dazu beitragen. Egal, welchen Beruf er hatte. Und damit war für ihn jeder Mensch ein potentieller Künstler. “Naturgemäß”, könnte man sagen. Weil das Gestalten von Gesellschaft die Natur des Menschen ist. Künstlersein=Menschsein, könnte man sagen… Das ist doch völlig klasse, oder?

Dienstag Vormittag ist okay, S.. Ich freu mich.

Bis dann.
K.

4 Kommentare zu “BEUYS.

  1. Susanne

    wusstest du auch, dass er anthroposoph war?

  2. Susanne

    der Dutschke der Kunstszene

  3. Susanne

    beuys und lippenstift

  4. Katalin

    Nein. Dass er Anthroposoph war, wusste ich nicht. Ich kenne mich da zu wenig aus. Verspüre da aber auch immer so einen Widerstand, mich damit zu beschäftigen…

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