LIEBESMÜH.


/Abrechnung./ Das sei „vergebene Liebesmüh“ meintest Du zu der schwarzen Mappe für Herrn B., lieber G.. Und natürlich gab mir das zu Denken. Ganz gewaltig sogar. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…

Meistens fängt das Nachdenken ja damit an, dass ich nur über die Worte nachdenke, die mir nachdenkenswert erscheinen. Hier das Wort  (1) vergebens, da das Wort 2) Liebesmüh.

Zu 2)

Ich finde das Wort ganz schön. Wenn es das bedeutet, was ich darin sehe. Denn so ganz eindeutig ist das nicht… Immerhin könnte man es so verstehen, dass es meint, sich mit viel Hingabe um etwas zu bemühen. Sich mit ganzem Herzen dafür einzusetzen, was man gut und richtig findet. Was einem wichtig und wertvoll ist. Wovon man überzeugt ist. Oder woran man >GLAUBT. Na, Du weißt schon. Das ganze Programm eben… Einfach nur deshalb, weil man gerne möchte, dass es so ist, wie es sein soll. Und wie es vielleicht noch nicht ist. Und jedenfalls nicht etwa deshalb, weil es einem den größtmöglichen Nutzen bringt. Egal… Jemand zu sein, der das, was er tut, mit „Liebesmüh“ tut, tut doch noch nichts Verkehrtes, oder?

Zu 1)

Also habe ich mich gefragt, ob es vielleicht an dem Wort >VERGEBENS liegt, dass einem die „Liebesmüh“ verkehrt erscheint. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, wie ich meine. „Vergebens“ ist die Liebesmüh doch nur dann, wenn sie “vergeben”, also “her gegeben”, “weg gegeben” wird. Und wenn dann nichts zurück kommt. Weil diese Liebesmüh von dem anderen weder gesehen noch gebraucht wird. Obwohl man sich das vielleicht wünscht. Und wenn man dann irgendwann anfängt, zu geben, nur damit endlich einmal etwas zurück kommt. Geben, um zu kriegen. Ein verhängnisvoller >UM-ZU-JOB… Bei dem man dann meint, man müsse immer noch mehr und noch mehr geben. Weil es vielleicht noch nicht reicht, was man alles schon gegeben hat. Und plötzlich schlägt es um. Plötzlich geht es gar nicht mehr darum, zu “geben”. Weil man schon so viel her gegeben hat, dass man ja gar nichts mehr zu geben hat. Wo man nur noch etwas “braucht”. Tragischerweise vielleicht sogar etwas, was der Andere gar nicht hat. Was er einem vielleicht sogar liebend gerne geben würde, wenn er es nur hätte. Aber er hat es nicht… Oder er gibt es einem anderen… Bei dem er vielleicht noch Schulden hat… Und womöglich hat er auch selbst nicht viel zu geben… Weil er selber etwas braucht… Und im Grunde sollten in diesem Moment alle Alarmglocken des Systems läuten und man sollte zack, bumm, basta sofort aufhören, in diese Richtung zu geben. Weil es kein “Geben” mehr ist. Weil es in Wirklichkeit nur noch ein als “Geben” getarntes “Brauchen” ist, das den Anderen zu einem erbärmlichen Schuldner macht. Dessen Schuld nämlich wächst ins Unermeßliche, wenn er laufend mit Gütern bedacht wird, die er im wahrsten Sinne des Wortes gar nicht mehr bezahlen kann. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von “Zuwendungen” und ich bin immer wieder überrascht, was man von der Sprache alles lernen kann.

Unglaublich, oder?

Das alles habe ich jetzt von Dir und der Sprache gelernt, lieber G.. Aus unserem gestrigen Gespräch. Und ich danke Dir für alle Deine Zuwendungen, die mich tief in Deiner Schuld stehen lassen. Ich sehe das. Dass Du dieses völlig versalzene Kartoffelpürree gegessen hast. Und die Pflanzerln waren ja auch völlig versalzen. Von dieser üblen Geschichte ganz zu schweigen, die ich Dir da aufgetischt habe. Und dafür hast Du auch noch zwei Stunden Deiner Arbeitszeit gezahlt, mit der Du ohnehin schon dick im Minus stehst. Auch das eine Form von Liebesmüh. Aber keine Sorge. All das zahle ich Dir heim, lieber G..

Da fällt mir ein…

Womöglich war das schon meine Heimzahlung an Dich?

Na, klar. Jetzt sehe ich es!

Das versalzene Pürree…

Die Pflanzerl…

Dieses widerwärtige Kohlrabigemüse…

Meine verspätete Rache dafür, dass Du mich diesem Löwen in der Gestalt des Herrn B. zum Fraß vorgeworfen hast. Und dabei hättest Du mich retten können, Du Pflanzerl! Wahrscheinlich warst Du sogar der Einzige, der mich in dieser Situation noch hätte retten können!!! Stattdessen hast Du Dich gerettet…

Kurzum?

Du schuldest mir ein Essen, lieber G..

Deine
K.

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